martie 2024
Woyzeck
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Zur Prämiere von Woyzeck an der deutschen Abteilung des "Radu Stanca"-Nationaltheaters

"Ein guter Mord, ein echter Mord, ein schöner Mord, so schön als man ihn nur verlangen kann. Wir haben schon lange keine so schönen gehabt."
Der Mord ereignete sich gegen 19 Uhr am vergangenen Sonntag, den 10. Dezember, im großen Saal des Nationaltheaters. Das Opfer, eine sehr attraktive Frau, unbestimmten Alters, wurde vor Augen eines zahlreichen Publikums umgebracht. Sie hinterließ ein uneheliches Kind. Das Schicksal des Täters ist unbekannt.


Man wird auf Anhieb nicht sagen können, wann die deutsche Abteilung des "Radu Stanca"-Nationaltheaters das letzte Mal eine so zahlreich besetzte Aufführung hatte. Rund zwei Dutzend Schauspieler, Sänger und Tänzer wirkten auf der Bühne. Unter der Regie von Hunor von Horvath, dem Leiter der deutschen Abteilung, entstand eine sehr sehenswerte Interpretation des berühmten Dramenfragments Woyzeck von Georg Büchner.


Die Vorstellung begann bereits im Foyer: Jeweils zwei in formlose Roben gekleideten Personen flankierten die Eingangstüren. Leise Klaviermusik schlich sich aus einer Ecke der Bühne in den Saal - man konnte sie sogar durch das allgemeine Getümmel vernehmen. Der eigentliche Beginn des Schauspiels kam unerwartet für so manchen Zuschauer, der sich trotz des einsetzenden Gesangs von Emöke Boldizsár weiterhin mit dem Nachbarn unterhielt.


Das Publikum wurde indessen in das Spiel einbezogen. Der militärische Affe und das astronomische Pferd marschierten und tänzelten unter Gelächter und Applaus am schmalen Gang zwischen den Sitzen und der Bühne. Den Wechsel zur nächsten Szene leitete eine musikalische Einlage ein. Die Choristen zogen durch den Saal auf die Bühne und eine zarte, suchend klingende Kinderstimme ließ die Zuschauer ihre Köpfe zur Quelle der Stimme schwenken. Ein kleines Mädchen suchte nach ihrer Mutter.


Das Geschehen auf der Bühne war sehr abwechslungsreich. Der Regisseur vermengte die Szenen mit tänzerischen und musikalischen Einlagen. Dies konnte man, trotz deren hohen Qualität, besonders in der ersten Hälfte des Stücks als störend empfinden. Man brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass diese Einlagen dem Publikum nicht nur die Zeit ließen, das Erlebte zu verarbeiten, sondern erlaubten ihm eine weitere, tiefere Perspektive auf das Gesehene. Im Laufe der Inszenierung stellten sich die Hauptfiguren dem Publikum musikalisch vor. Durch den Gesang gaben sie einen Einblick in ihre Natur: skrupelloser Doktor, kirchlich-konservativer und dennoch arroganter Hauptmann oder starker und selbstbewusster Tambourmajor.


Eine weitere hilfreiche technische Lösung stellte die Verwendung der direkten Videoübertragung auf zwei Seitenpanelle des Bühnenbildes dar. So konnte man nicht nur das Geschehen im hinteren Bereich der Bühne besser beobachten, sondern sah bei den Nahaufnahmen die Emotionen der Schauspieler. Diese vergrößerte Projektion der Gesichter der Akteure ermöglichte den Zuschauern, das zu sehen, was Regisseur von Horvath von seiner Truppe verlangte: "Seid wahrhaftig auf der Bühne. Denn nur wer wirklich fühlt und glaubt, was er spielt, kann ein Schauspieler sein."


Die Darsteller befolgten den Wunsch des Regisseurs präzise. Einen solchen Doktor, wie Daniel Bucher ihn auf der Bühne verkörperte, würde sich keiner als behandelnden Arzt wünschen. Seine Besessenheit von der Wissenschaft oder zumindest davon, was er für die Wissenschaft hielt, machte ihn gleichgültig gegenüber dem menschlichen Leiden. "O mein Ruhm! Ich werde unsterblich! Unsterblich!", ist alles, was ihn interessiert. Eine weitere Figur, die erheblich zur Tragödie beigetragen hat, ist der von Daniel Plier dargestellte namenlose Hauptmann. Seine fixe Idee liegt etwas im Jenseitigen, er will als "ein guter Mensch" in der Erinnerung der Gemeinschaft bleiben. Was er mit seinen Worten in Hier und Jetzt verursacht, interessiert ihn nicht.

Die Rolle der Marie vertraute von Horvath einer jungen Gastschauspielerin aus Ploiești an. Theodora Sandu bewies sich bereits in einigen Inszenierungen der deutschen Abteilung. Sie überbringt sehr authentisch die Qual und die Gewissensbisse einer verzweifelt nach einem besseren Leben suchenden Frau.


Irgendwie scheint die Besetzung der Hauptrolle durch Gyan Ros Zimmermann selbstverständlich zu sein, da er vom ganzen Ensemble an Woyzecks Alter - "30 Jahr, 7 Monat und 12 Tag" - am nächsten ist. Dennoch ist es erstaunlich, mit welcher Glaubwürdigkeit, welcher Hingabe er diese Rolle spielt. Nein, nicht spielt - sie auf der Bühne lebt! Er ist "ein armer Teufel". Er ist ein verzweifelter, betrogener Mann. Er ist der Verrückte mit einer "köstlichen aberratio mentalis partialis". Den Wahn seines Protagonisten gibt Ros Zimmermann nicht nur durch Worte wieder. Seine Gestik und Mimik spiegeln das innere Zerwürfnis wider, die wahrscheinlich größte Spaltung der Persönlichkeit Woyzecks - Opfer und Täter.


Obwohl das Stück einen männlichen Namen als Titel trägt, ließ sich der Regisseur bei der Interpretation vom Thema des Femizids leiten. Darum erscheinen zwölf "Marien" auf der Bühne. Darum ersetzt er den Buben aus Büchners Werk durch ein Mädchen - im Übrigen sehr souverän von der zwölfjährigen Anna Voinea dargestellt. Dies sind aber nur Andeutungen, Denkanstöße für diejenigen, die sie verstehen. "Mich interessiert auch die Orientierungslosigkeit in einer Welt, in der Empathie und Liebe nicht mehr zu existieren scheinen - oder zumindest nicht mehr die treibende Kraft und der Grundwert der Menschen sind", fügt von Horvath eine weitere Leitlinie seiner Inszenierung hinzu. Eigentlich nicht "seiner", sondern "unserer", wie er berichtigt.


Man kann mit Gewissheit sagen, dass die deutsche Abteilung des "Radu Stanca"-Nationaltheaters mit Woyzeck ein wirklich denkwürdiges Drama im petto hat. Die Qualität der Vorstellungen in deutscher Sprache scheint auch dem rumänischsprachigen Publikum aufgefallen zu sein. Dank der Übersetzung ins Rumänische und Englische können alle Theaterliebhaber die Aufführungen genießen.


(foto: Andrei Văleanu)


De: Georg Büchner Regia: Hunor von Horvath Cu: Johanna Adam, Emöke Boldizsár, Daniel Bucher, Eva Frățilă, Patrick Imbrescu, Fabiola Petri, Daniel Plier, Theodora Sandu, Ana Tiepac, Gyan Ros Zimmermann și Roxana Armenciu, Ada Bicfalvi, Stefan Chelimîndră, David Cristian, Ioana-Alberta Dima, Isabela Haiduc, Maria Maftei, Ania Petrean, Malena Silberschmidt, Andra Stoian, Ana-Maria Ștefan, Melania Veselu, Anna Voinea

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